Ein erfolgreicher Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft muss H2-Versorgungsungssicherheit schaffen – aber wie genau?
Für die Umsetzung der nationalen CO2-Minderungsziele und die Erfüllung von europäischen und internationalen Vorgaben und Klimaschutzabkommen spielt der Einsatz von Wasserstoff eine entscheidende Rolle. Die Politik hat das erkannt. Mit der im Sommer 2023 überarbeiteten nationalen Wasserstoffstrategie und der Einigung zum H2-Kernnetz wurde gemeinsam mit der Branche der Grundstein für die Transformation der Gasversorgung gelegt. Auch auf der Gasverteilnetzebene bilden das Ende 2023 vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Kommunalen Wärmeplanung sowie die durch die Branche initiierten Gasnetzgebietstransformationspläne (GTP), die seit 2022 jährlich fortgeschrieben werden, erste wichtige Grundlagen für Planungssicherheit aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette.
Gleichzeitig ist im Moment noch offen, wie künftig im entstehenden H2-Netz Versorgungssicherheit marktlich organisiert wird. Die Akteurslandschaft ist vielfältig: Auf der einen Seite stehen H2-Erzeuger, die aus fluktuierendem Wind- und PV-Strom grünen H2 bereitstellen sowie perspektivisch H2-Erzeuger von blauem Wasserstoff z.B. in Norwegen. Auf der anderen Seite stehen H2-Kunden mit relativ konstanter Nachfrage wie z.B. Industrie und Gewerbe, solche mit saisonal schwankender Nachfrage wie z.B. Wärmekunden sowie Kunden mit großer H2 Nachfrage genau dann, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint wie z.B. H2-Backup-Kraftwerke. Zusätzlich können je nach Bedarf und mit unterschiedlichem zeitlichen Vorlauf Investitionen in unterschiedliche Speichertechnologien – vom dezentralen Energiespeicher bis hin zur H2-Kaverne – getätigt werden.
Für das zukünftige H2 Marktdesign schlagen wir daher vor, allen technisch verfügbaren Lösungen in einem diskriminierungsfreien Marktumfeld eine Chance zu geben, Ihren jeweils bestmöglichen Beitrag zur H2-Versorgungssicherheit zu leisten. Dabei werben wir für ein 3 Stufen Modell:
Stufe | 1 „Fundament für Markt“ | 2 „Markthochlauf“ | 3 „Liquider Markt“ |
1 Einspeiser | 2 bis X Einspeiser/Verbraucher | >X Einspeiser/Verbraucher | |
H2-Belieferung | Vertrag zwischen H2-Einspeiser und H2-Verbraucher, stündlicher Bilanzierung | Vertrag zwischen H2-Einspeiser und H2-Verbraucher, 6h-Bilanzierung | |
H2-Regelenergie | Ausschreibung des H2-Netzbetreibers zum Ausgleich von H2-Angebot und H2-Nachfrage, stündlicher Bilanzierung* | ||
H2-Netzdienstleistung | H2-Netzbetreibers schreibt erstmalige Befüllung des H2-Netzes aus | H2-Netzbetreiber schreibt Maßnahmen zur Stabilisierung des Drucks aus* |
Wir möchten mit diesem ersten Ansatz alle interessierten Verbände und Interessensgruppen dazu einladen, unsere Idee weiter auszuarbeiten oder alternative Ideen in die jetzt beginnende Fachdiskussion einzubringen. Wie können wir das Flexibilitätspotential von H2-Erzeuger, H2-Speicher und H2-Kunden bestmöglich nutzen? Was können wir von den Marktregeln der Strom- und Erdgas-Versorgung lernen? Wie gehen wir mit der zu Beginn geringen Liquidität im zukünftigen H2-Flexibilitätsmarkt um? All dies gilt es gemeinsam zu klären, wir freuen uns auf die Debatte.